Stellungnahme zum Thema Druse von Dr. Annette Wyrwoll
Liebe Reiterinnen und Reiter, liebe Pferdebegeisterte,
nach unserer Turnierabsage wegen Druse, liegt uns mittlerweile eine Stellungnahme der Reiterin und Tierärztin Dr. Annette Wyrwoll vor. Mit Einverstädnis von Frau Dr. Wyrwoll wollen wir Euch diesen Beitrag selbstverständlich nicht vorenthalten:
"Kurze Stellungnahme zum Thema Druse und Turnierveranstaltung
Druse ist eine seit Jahrhunderten bekannte hoch ansteckende Erkrankung des Pferdes, die durch eine bestimmte Art von Streptokokken hervorgerufen wird. Sie betrifft hauptsächlich junge Tiere, die noch keinen Kontakt mit dem Erreger hatten. Da sich eine gewisse „Immunität“ gegen diese Keime entwickeln kann, wird meist auf eine antibiotische Therapie der erkrankten Tiere verzichtet, sofern keine Gefahr fürs Leben besteht. Auch ältere Tiere können aufgrund der nicht mehr belastungsfähigen Abwehr erkranken - geschwächte Pferde sollten mit Antibiotika behandelt werden.
Druse ist KEINE SEUCHE, keine meldepflichtige und erst recht keine anzeigepflichtige!!! Sie ist in der Regel eine Kinderkrankheit, die zwar auch erwachsene Pferde betreffen kann, aber gut behandelbar ist.
Das Allerwichtigste ist „Bettruhe“ für die erkrankten Tiere, bis die allerletzten Symptome abgeklungen sind - am besten noch 2 Wochen darüber hinaus. Ob oder welche Behandlungen durchgeführt werden, hängt aus og Gründen vom Einzelfall ab. Weiterhin müssen die (noch) nicht erkrankten Pferde regelmäßig und gründlich kontrolliert werden. Letztendlich muss eine sorgfältige Reinigung und Desinfektion von Stallungen, Geräten, Putzzeug etc durchgeführt werden.
Aus meiner Erfahrung ist bei Einhaltung der og Maßnahmen ca 6 Wochen nach Abklingen der Symptome keine erhöhte Infektionsgefahr mehr vorhanden. Bei einem Turnier würde ich zusätzlich empfehlen, den direkten Kontakt zu den zuvor erkrankten Tieren und dem betroffenen Stall zu meiden.
Wenn all diese Dinge beachtet werden, gibt es aus meiner Sicht keinen Grund, ein Turnier abzusagen - auf keinem Turnier weiß man, woher die teilnehmenden Pferde kommen bzw ob nicht gerade in irgendeinem Stall (hier sind Handelsställe besonders häufig betroffen) eine Erkrankung ausgebrochen ist. Natürlich besteht auf jeder Zucht- und Sportveranstaltung ein erhöhtes Infektionsrisiko! Umgekehrt haben aber genau die Tiere, die sich häufig mit verschiedenen Keimen auseinander setzen müssen, ein besseres (nämlich „trainiertes“ Immunsystem) als die Pferde, die immer im Heimatstall stehen.
Leider wird im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken, häufig Panik geschoben und aus Unkenntnis alles durcheinander gebracht - Druse / Herpes / Infektiöse Anämie / MKS und vieles mehr! Anstatt sich auf erfahrene Tierärzte zu verlassen wird Dr. Google befragt und zT irgendein Schwachsinn aus irgendwelchen Foren übernommen, was dann zu Turnierabsagen führt, um keinen rufschädigenden Shitstorm auszulösen!"
Quelle: Dr. Annette Wyrwoll (per Mail vom 01.06.2018)